MITTWOCH, 08.05.19

Der dritte Tag unserer Hospitationswoche sollte uns zu den Erstklässlern der Schule führen. Die Eindrücke von diesem Tag möchte ich euch im Folgenden gerne schildern.

Die Kinder in Schweden kommen erst mit sieben Jahren in die 1. Klasse. Im Laufe des 1. Schuljahres werden die meisten Kinder 8 Jahre alt. Die riesigen Altersunterschiede, wie es sie häufig in deutschen Anfangsunterrichtsklassen gibt, waren dort nicht zu beobachten. Die schwedischen Kinder müssen alle verbindlich mit 6 Jahren die „Förskola“ (die Vorschule) besuchen. Dort schulen sie intensiv die so wichtigen Vorläuferfähigkeiten für das Lesen, Schreiben und Rechnen.

 

Unser Tag startete mit Leseunterricht. Alle Kinder saßen hierbei still an ihren Plätzen und lasen jeder individuell in einem Buch. Die ortsansässige Bibliothek stellt für jede Klasse Bücherkisten bereit, in denen eine Vielzahl an altersgerechten Büchern zu finden ist. Die Kinder nutzten teilweise diese Bücher oder die eigenen. Allgemein fiel auf, dass die Lesekompetenz am Ende der ersten Klasse im Vergleich zu unseren Kindern sehr hoch war. Ich denke, dass in der Förderung des Lesekompetenz der wichtigste Schwerpunkt in der Grundschulbildung liegt. Während die Kinder die Pause auf dem Schulhof verbrachten, erzählte uns die Klassenlehrerin einiges über den Anfangsunterricht. Es wird für das Lesenlernen keine Fibel genutzt. Das Lesenlernen ergibt sich auch aus dem Schreiben („Lesen durch Schreiben“). Für den Leseunterricht haben die Kinder von Anfang an Bücher. Diese gibt es in 3 – facher Differenzierung, sodass jeder auf seinem Niveau die gleiche Geschichte lesen kann. Speziell zu diesen Büchern gibt es auch Hefte, die das Leseverständnis abprüfen. Worauf mittlerweile in den letzten Jahren in schwedischen Grundschulen weniger Wert gelegt wird, ist die Entwicklung einer ordentlichen Handschrift. Die Kinder lernen keine Schreibschrift mehr. Die älteren Lehrer bedauern diese Entwicklung.

Weniger Unterschiede scheint es im Bereich Mathematik zu geben. Die Kinder nutzen Übungshefte, um verschiedene Aufgabenformate zu erlernen und zu üben. Einführungen zu den einzelnen Themen oder Unterrichtsinhalten erhalten sie zumeist über passende Software, die die Lehrerin am Smartboard präsentierte. Auffällig war, dass die Kinder keine Hilfsmittel zum Rechnen nutzten. Die Kinder, die augenscheinlich Schwierigkeiten hatten, nutzten zumeist die Finger zum Rechnen. Auch im Klassenraum waren kaum Rechenhilfsmittel zu finden.

Auflockerung gab es im Musikunterricht. Der Schwerpunkt des Unterrichts lag hier auf dem Singen. Alle Klassen übten seit einigen Wochen für das Schuljahresabschlusskonzert. So auch die Erstklässler. Auch hier wurden neue Medien genutzt, um Beispielsweise den Liedtext für alle zugänglich zu machen oder um das Musikvideo zu einem Lied anzuschauen.

Nach der einstündigen Mittagspause ging es dann nochmal weiter mit „Schwedisch“. Für den letzten Teil des Unterrichtstages wurden die Kinder in zwei Gruppen geteilt. Die eine Gruppe wurde von einer Horterzieherin betreut. Die Kinder erhielten Aufgaben zum Leseverständnis. Diese mussten sie teilweise schriftlich oder durch gemalte Bilder beantworten. Die andere Gruppe schrieb Texte/Geschichten am Computer. Die Lehrerin hatte dazu als Schreibimpuls Bildkarten bereitgelegt. Die Kinder konnten sich welche auswählen und dazu dann ihre Geschichte schreiben. Die Kinder waren in der 1. Klasse schon sehr fit am Computer. Alle waren in der Lage das entsprechende Programm zu starten und mittels der Tastatur ihren Text zu schreiben.

 

Während die Erstis nach der Schwedisch Stunde in die Hortbetreuung (Fritids) wechselten, waren wir in freudiger Erwartung, die „Handicraft“ -Stunde der 5. Klasse zu erleben. Das Pflegen und der Umgang mit Traditionen hat in Schweden scheinbar einen sehr hohen Stellenwert. Das Herstellen von Sachen und Bearbeiten von verschiedenen Materialien oder der Umgang und die Verarbeitung von Textilien wird von der Grundschule bis zur 9. Klasse unterrichtet und hat einen hohen Stellenwert auch in der Gesellschaft. Nur bedingt scheint dieses Fach mit unserem WAT- Unterricht vergleichbar zu sein, da im Handicraft – Unterricht überwiegend praktisch gearbeitet wird und Dinge aus verschiedenen Materialien produziert werden. Der Raum dafür ist dementsprechend sehr gut ausgestattet und man findet alle möglichen Maschinen und Werkzeuge für die Bearbeitung von Holz und Metallen. Währen unseres Besuches sollten die Kinder ihre Holzschale fertigstellen. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Mit vielen positiven Eindrücken ging der dritte Schultag zu Ende. 

 

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